Von Schülern über Studenten bis hin zu Senioren, unter den Autoren sind alle Altersgruppen vertreten. Mit der Zeit gehen, weg von den Heimatgeschichten, mehr Aktuelles, das haben sich die Redakteure Lenelotte Möller, Lydia Hauenschild und Paul Platz zur Aufgabe gemacht. Unter diesem Aspekt durchlebt das Kreisjahrbuch mit jedem Jahr einen kleinen Wandel. „Es ist immer etwas ganz Besonderes, jeder Band ist ein Unikat“, sagt Landrat Clemens Körner. Doch die Wurzeln sollen nicht gänzlich verloren gehen. 1912 erschienen die ersten Heimatblätter in Ludwigshafen, um neu zugezogenen Immigranten die Sitten und Kultur der Region näher zu bringen. Auch das diesjährige EXTRA des Buches beschäftigt sich mit dem Thema „Flüchtlinge und Integration“. Ein Schüleraufsatz von Sohrab Nasri, einem Flüchtlingsjungen aus dem Iran, beschreibt seine Flucht aus der Heimat in ein ihm völlig fremdes Land und macht damit darauf aufmerksam, welchen Strapazen und Gefahren sich Menschen noch immer aussetzen müssen, getrieben von der Hoffnung auf eine Zukunft. Andere Beiträge, wie zum Beispiel der Artikel „Irish Palatines - Irische Pfälzer“, in dem die Geschichte tausender Pfälzer, die Anfang des 18. Jahrhunderts nach Irland flüchteten, beschrieben wird, zeigen auf, dass Flucht und Emigration seit jeher ein Thema sind.
Der Abschnitt „Leben im Kreis“ enthält Texte zu aktuellen Geschehnissen und Personen aus dem Landkreis. So wird zum Beispiel der Fall des Neuhofener Altrheins behandelt, welcher im letzten Jahr umkippte. Wie es dazu kam, welche Folgen es nach sich zieht, und welche Möglichkeiten es gibt, um dem entgegenzuwirken, wird in „Warum kippt ein Gewässer um?“ von Petra E. Jörns erläutert. Im Artikel „Rolli-Teufel“ berichtet Frederika Will über das besondere Schicksal von Göksel Sarilarhamami. Der heute 22-jährige Schifferstadter ist seit seinem 13. Lebensjahr auf den Rollstuhl angewiesen. Doch seine Sportbegeisterung hat er sich trotz Handicap nicht nehmen lassen und spielt heute sogar in der Nationalmannschaft des deutschen E-Rollstuhl-Hockey-Teams.
Zwei weitere Abschnitte des Kreisjahrbuchs, „Kunst im Kreis“ und „Literatur im Kreis“, beschäftigen sich mit kulturellen Themen. Noch nie wurde so viel geschrieben wie heute. Social Media und Messenger-Apps wie WhatsApp und Co. haben einen erheblichen Teil dazu beigetragen. Doch es wurden auch noch nie so viele Rechtschreibfehler gemacht wie heute. Diesem Trend möchte die Polytechnische Gesellschaft aus Frankfurt am Main entgegenwirken und hat den „großen Diktatwettbewerb“ ins Leben gerufen, bei dem Schüler, Eltern und Lehrer in sportlicher Weise gegeneinander antreten können. Im letzten Jahr nahm erstmals das Paul-von-Denis-Gymnasium als Vorreiter aus dem Rhein-Pfalz-Kreis teil und war bundesweit der erste Teilnehmer aus einem Landkreis und Rheinland-Pfalz. Leon Pischem war dabei und berichtet ausführlich in dem Artikel „Wie schreibst du das denn?“. Zusätzlich kann sich jeder Leser selbst einmal an einem Übungsdiktat versuchen. Ein weiterer Beitrag von Oliver Bentz handelt von einem Gespräch mit dem Wiener Maler Herwig Zens. Der Künstler, der zu den renommiertesten Vertretern der österreichischen Gegenwartskunst gehört, hat eine riesige Bandbreite an Radierwerken vorzuweisen. Im Rahmen der im April 2015 vom Rhein-Pfalz-Kreis ausgerichteten Ausstellung „Herwig Zens – Münster und Dome am Rhein“ befragte der Autor des Artikels Zens zu seinen Erlebnissen und Erfahrungen aus sechzig Jahren künstlerischer Arbeit. „Nach Velasquez sollte man eigentlich keinen Pinsel mehr anrühren“ lautet eine seiner Aussagen, die besonders im Gedächtnis bleiben.
Was steckt hinter der Tradition der mit Ratschen und Kleppern „bewaffneten“ Jugendlichen, die jedes Jahr zum Karfreitag in Bobenheim-Roxheim einen Heidenlärm machen und wer sind eigentlich die Namensgeber der vielen Schulen im Landkreis? Diese Fragen werden im Abschnitt „Aus der Geschichte des Rhein-Pfalz-Kreises“ beantwortet.
Ebenfalls sehr interessant: Eine Rede aus dem Jahr 1950 von Rudolf Hammer, der von 1948 bis 1956 Landrat des ehemaligen Landkreises Ludwigshafen war. Seine Worte richten sich an die Geflüchteten aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Ein Rat seinerseits an die Neuankömmlinge lautete: „Wir Vorderpfälzer haben, genau wie Sie, unsere landsmannschaftlichen Eigenarten. Messen Sie nicht jedes Wort, das Ihnen gesagt wird, an den bei Ihnen üblichen Maßstäben. Wir Pfälzer sprechen nun einmal eine recht derbe Sprache, aber wir sind nicht bösartig. Im Gegenteil: Besonders unser vorderpfälzer Völkchen ist im Grunde seines Herzens so aufgeschlossen, so fröhlich und gastfreundlich, wie selten eines.“
Das Kreisjahrbuch ist zum Preis von 9,50 Euro in der Kreisverwaltung, in den Stadt-, Gemeinde- und Verbandsgemeindeverwaltungen und in diversen Buchhandlungen erhältlich.