Und um diese Freundschaften aufzubauen, initiierte Landrat Clemens Körner ein Freundschaftstreffen mit Schülerinnen und Schülern der Partner-Landkreise aus Südtirol, Polen (Oppeln) und der Realschule plus Limburgerhof. Paul Platz, der Kulturbeauftragte des Rhein-Pfalz-Kreises, organisierte daraufhin in Niederbronn-les-Bains einen fünftägigen Aufenthalt, bei dem jeweils 8 Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 17 Jahren der drei Partnerlandkreise Ende Mai sich trafen, um ein abwechslungsreiches Programm zu erleben, bei dem Freizeit, Geschichte und Politik im Mittelpunkt standen. Übernachtet wurde in der „Internationalen Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Albert Schweitzer“, die 1994 direkt neben dem Kriegsgräberfriedhof errichtet wurde, auf dem fast 16.000 Kriegstote aus dem Zweiten Weltkrieg begraben liegen.
Da Freundschaft bekanntlich durch den Magen geht, brachte jede Gruppe für den ersten Abend Leckereien aus den jeweiligen Landkreisen mit, die dann gemeinsam verköstigt wurden. Die anfängliche Zurückhaltung wurde schnell überwunden. Montags wurde dann in gemischten Gruppen die Gegend rund um Burg Fleckenstein erwandert. Neben den Burgen, die erklommen wurden, durfte man sich auch im Klettern versuchen und durch diverse Spiele wurde die Gemeinschaft gestärkt. Eine Besonderheit der Jugendbegegnungsstätte ist ihre pädagogische Arbeit. Man machte es sich zur Aufgabe, mittels Dokumenten, Briefen und Fotos der dort begrabenen Personen zu zeigen, warum es zu den vielen Toten in dieser Zeit kam.
Besonders beeindruckend und erschreckend zugleich, waren die sog. „Letzten Briefe“ mancher Gefallener. Einige glaubten bis zum Schluss an den Wahnsinn des NS-Regimes, andere wiederum schilderten in ihren Briefen die Angst vor dem Tod, den grauenvollen Kriegsalltag und ihre Abneigung gegen die Nazis. Wohin dieser NS-Wahnsinn letztlich führte, erlebten die Kinder und ihre Betreuer Evelyn Spechtenhauser (Naturns), Jacek Jasinski (Oppeln) und Jens Schröder (Limburgerhof) im Konzentrationslager Stutthof. Bei einer Führung wurde das ganze Grauen, mit denen die Gefangenen behandelt wurden, greifbar, und spätestens als man das Krematorium betrat, war jedem bewusst, welche Verbrechen hier passierten.
Am selben ging es dann weiter nach Straßburg. Bei einem Rundgang durch das Europaparlament beeindruckte vor allem dessen Größe, die Vielfalt der Nationalitäten und Sprachen. Dieser Kontrast zwischen dem KZ Stutthof und der Europastadt Straßburg zeigt letztlich, dass wir Menschen in Europa auch friedlich zusammenleben können, wenn wir aufeinander zugehen und uns offen begegnen. Und dazu haben die fünf Tage im Elsass wesentlich dazu beigetragen.
(Text: Jens Schröder, Lehrer an der Realschule plus in Limburgerhof)