„Frauenrechte sind nicht verhandelbar“ Feminismus nach der Wahl – Veranstaltung zum Weltfrauentag im HPH


Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck eröffnete die Veranstaltung mit einem Rückblick auf die Entwicklung der Frauenrechte. „Ich konnte vieles erreichen, weil mutige Frauen dafür gekämpft haben“, betonte sie. Doch echte Gleichberechtigung sei noch immer nicht erreicht. „Wir dürfen nicht nachlassen – der Weg zurück wäre der falscheste aller Wege“, mahnte sie. Ihr klares Statement: „Frauenrechte sind Menschenrechte und dürfen niemals verhandelbar sein.“

Feminismus unter Druck

Eva Carolin Keller zeichnete in ihrem Vortrag zentrale Meilensteine der Frauenbewegung nach – vom Wahlrecht 1918 bis zur Einführung des Elterngelds 2007 und dem Berliner Feiertag zum Weltfrauentag 2019. Trotz dieser Fortschritte seien die Herausforderungen nach wie vor groß: „Frauen verdienen weniger, leisten mehr unbezahlte Arbeit, sind stärker von Armut bedroht und häufiger Gewalt und Sexismus ausgesetzt“, resümierte sie. Ihr Appell: „Nur gemeinsam können wir Veränderung bewirken!“

Rechtsruck und gesellschaftliche Spaltung

Politische Kulturen formen nicht nur das Regierungssystem eines Landes, sondern prägen auch tiefgehend gesellschaftliche Normen und Werte – insbesondere in Bezug auf Geschlechterrollen. Unterschiedliche politische Traditionen und Ideologien beeinflussen die Rechte, Möglichkeiten und gesellschaftliche Stellung von Frauen, Männern, aller Geschlechter.

Die Ursachen für den Erfolg von Rechtsextremismus sieht Keller in globalen und nationalen Krisen, sozialer Ungleichheit und Abstiegsängsten. „Viele Menschen fühlen sich von Veränderungen überfordert und wenden sich deshalb autoritären Antworten zu“, erläuterte sie. Dies führe zu einem Vertrauensverlust in die Demokratie – ein Phänomen, das weltweit zu beobachten sei.

Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass politische Kulturen dynamisch sind und sich durch gesellschaftliche Bewegungen und politische Reformen stetig verändern können.

 Abwendung vom Feminismus?

Keller thematisierte zudem einen neuen Trend: die sogenannten „Tradwives“, die in sozialen Medien ein Rollenbild verbreiten, das Frauen auf Heim und Herd reduziert. „Für einige mag dies eine bewusste Entscheidung sein, doch es birgt die Gefahr, patriarchale Strukturen zu zementieren“, warnte sie. Kritisch beleuchtete sie zudem die Rolle von Politikerinnen in Europa, die Gleichstellung suggerieren, während sie gleichzeitig Antifeminismus propagieren“, so Keller.

Ihr Fazit war unmissverständlich: „Frauenrechte sind niemals selbstverständlich – wir müssen handeln! Durch politische Beteiligung und offene Diskussionen.“ Sie ermutigte, Informationen kritisch zu hinterfragen.

"Das Problem ist nicht, dass Frauen (selten sind es Männer) sich phasenweise in die Rolle der Hausfrau begeben, wenn sie entsprechend für ihre Arbeit bezahlt werden. Ansonsten begeben sie sich nämlich in eine freiwillige Abhängigkeit von ihrem Partner oder ihrer Partner*in", sagte Tamara Niemes, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen. Kornelia Tildmann, Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Pfalz-Kreises, ergänzte: "Denn in den allermeisten Fällen erhalten Frauen keinen Lohn für ihre Haus- und Carearbeit, was viele Probleme mit sich bringen kann und sehr häufig in bitterer Altersarmut mündet. Im Vergleich zu den Tradwives in sozialen Medien produzieren sie nämlich keine Einnahmen".

Gemeinsam für Gleichstellung

Bei der Veranstaltung entspann sich eine rege Diskussion zwischen den Teilnehmenden, in der verschiedene Standpunkte lebhaft ausgetauscht wurden, moderiert von Ulrike Gentner, Direktorin Bildung im HPH. Sie schloss mit einem Zitat von Hannah Arendt: „Nur gemeinsam handeln ermächtigt, etwas zu verändern.“ Dies, so betonte sie, sei eine Aufgabe für alle – auch für alle Geschlechter.(ako)

 Bild (HPH): Eva Carolin Keller von brigitte.de sprach bei der diesjährigen HPH-Veranstaltung zum Weltfrauentag über „Feminismus nach der Wahl“.